ÜBER ZEITZ
Zeitz ist eine Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt. Sie gehört zum Burgenlandkreis und liegt im Tal der Weißen Elster zwischen Gera im Süden und Leipzig im Norden. Von 1652 bis 1718 war Zeitz Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Zeitz. Als Residenz diente das Schloss Moritzburg. In der Stadt liegt das Deutsche Kinderwagenmuseum. Die Altstadt wird von heute zugänglichen Bierlager-Katakomben unterzogen.
Lage
Zeitz liegt an der Weißen Elster, etwa 40 Kilometer südlich von Leipzig und 25 Kilometer nördlich von Gera. Die Kernstadt gliedert sich in die Unterstadt an der Elster und die Oberstadt am und auf dem Berg. Das Stadtgebiet grenzt im Südosten an die Landesgrenze nach Thüringen.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind im Uhrzeigersinn die Stadt Hohenmölsen und Elsteraue im Burgenlandkreis, die Stadt Meuselwitz und Starkenberg im thüringischen Landkreis Altenburger Land sowie Schnaudertal, Gutenborn, Kretzschau und die Stadt Teuchern im Burgenlandkreis.
Stadtgliederung
Die Stadt gliedert sich in folgende Ortschaften:
Ortschaft Geußnitz mit den Ortsteilen Geußnitz und Wildenborn
Ortschaft Kayna mit den Ortsteilen Kayna, Lindenberg, Mahlen, Roda und Zettweil
Ortschaft Luckenau mit den Ortsteilen Luckenau, Streckau und Weidau
Ortschaft Nonnewitz mit den Ortsteilen Nonnewitz und Unterschwöditz
Ortschaft Pirkau mit den Ortsteilen Pirkau und Neu-Pirkau
Ortschaft Theißen mit dem Ortsteil Theißen
Ortschaft Würchwitz mit den Ortsteilen Bockwitz, Lobas, Loitsch, Suxdorf, Stockhausen und Würchwitz
Ortschaft Zangenberg mit dem Ortsteil Zangenberg
Weitere Ortsteile und Wohnplätze der Stadt Zeitz sind Aue, Aylsdorf, Hainichen, Kloster Posa, Rasberg.
Klima
Die durchschnittliche Lufttemperatur in Zeitz beträgt 9,0 °C, der jährliche Niederschlag 564 Millimeter.
Geschichte
Frühmittelalter
Das Gebiet um Zeitz gehörte dem Reich der Thüringer an. Im Jahr 531 kam es bei Burgscheidungen (Unstrut) zu einer Schlacht zwischen sächsisch-fränkischen und thüringischen Heeren, in deren Folge das Thüringerreich in das Frankenreich eingegliedert wurde. In diesem nunmehr nahezu menschenleeren Siedlungsraum siedelten sich slawische Bauern an. Vermutlich befand sich das Stammeszentrum des Kleinstammbezirkes Puonzowa an der Stelle des heutigen Klosters Posa.
König Heinrich I. (* 876; † 936) ließ an der Stelle der heutigen Moritzburg eine Burg errichten, welche es ermöglichte, die slawische Bevölkerung zu kontrollieren.
Zeit der Bischöfe
Auf der Synode von Ravenna im Jahr 967 wurde Zeitz erstmals urkundlich als Cici erwähnt (es sind aus anderen Dokumenten mehr als 30 weitere Namensvariationen bekannt), als Kaiser Otto I. (912–973) und Papst Johannes XIII., zum Zweck der Christianisierung der slawischen Bevölkerung und weiterhin zur Festigung der deutschen Herrschaft, die Gründung des Erzbistums Magdeburg sowie des Bistums Merseburg, des Bistums Meißen und des Bistums Zeitz beschlossen. Die Vorarbeit zur Gründung des Bistums leistete seit 950 der Mönch und Missionar Boso aus dem Benediktinerkloster St. Emmeram durch eine „unablässige“ Missionierung der ansässigen Slawen. Im Dezember 968 wurde Hugo I. (968–979) als erster Zeitzer Bischof geweiht, wodurch Zeitz zum Bischofssitz wurde. Der Bischof erhielt 976 von Kaiser Otto II. die Stadt Zeitz als Geschenk.
Von 1028 bis 1032 wurde aufgrund des permanenten Bestrebens der Ekkehardiner mit päpstlicher Genehmigung der Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg verlegt. Dies änderte sich Ende des 13. Jahrhunderts, als die Bischöfe erneut Zeitz zu ihrem Wohnsitz wählten, jedoch weiterhin in Naumburg gewählt und ernannt wurden. Mit dem Tod des Bischofs Julius von Pflug 1564 wurde das Bistum, nach circa 600 Jahren Bestand, aufgelöst. An die Zeit des Mittelalters erinnert heute vor allem die in Teilen sehr gut erhaltene städtische Befestigungsanlage mit Stadtmauer und dazugehörigen Wehranlagen sowie mehreren Stadtmauertürmen.
Der Ortsteil Suxdorf war 1570 von Hexenverfolgung betroffen. Eva Geißler, eine ältere Frau, geriet in einen Hexenprozess und wurde verbrannt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burganlage mehrfach belagert und die Bischofsburg schließlich Ende 1644 durch schwedische Truppen zerstört.
Zeit der Herzöge
Durch das Testament Kurfürst Johann Georgs I. von Sachsen aus dem Jahr 1652 wurde die Aufteilung von Kursachsen unter seine vier Söhne festgelegt. Dadurch entstanden die Sekundogenitur-Herzogtümer Sachsen-Merseburg, Sachsen-Weißenfels und Sachsen-Zeitz. Damit entstand folgende Erbfolge: der älteste Sohn, der spätere Großvater Augusts des Starkens, übernahm die Erblande sowie die Kurwürde und verblieb damit mit seiner Residenz in Dresden. Der jüngste Sohn, Moritz, übernahm 1653 zunächst die Administration über das Stift Naumburg-Zeitz. 1656 verstarb sein Vater und er übernahm, gemäß dem Testament, die Regierung des Herzogtums Sachsen-Zeitz.
Auf den Grundmauern der zerstörten Bischofsburg wurde, unter Leitung des fürstlich-sächsischen Landbaumeisters Johann Moritz Richter (1620–1667), später von seinem Sohn Johann Moritz Richter (1647–1705), die barocke Residenz Moritzburg an der Elster erbaut. Die Bauzeit betrug 21 Jahre, vom 19. März 1657 bis 1678. Weiterhin wurden in dieser Zeit viele barocke Bauwerke errichtet, die noch heute das Stadtbild prägen. Das Palais Brühl 11 wurde von Veit Ludwig von Seckendorff bewohnt, der Kanzler unter Herzog Moritz war. Er ließ das Gebäude im barocken Stil umbauen und erweitern.
1718 starb Herzog Moritz’ einziger Sohn, Herzog Moritz Wilhelm. Damit fiel, nach nur 69 Jahren, gemäß den Auflagen des Testaments Johann Georgs I., das Herzogtum Sachsen-Zeitz an das Kurhaus Dresden zurück. Nach den Napoleonischen Kriegen fiel auf Beschluss des Wiener Kongresses 1814/15 fast das gesamte Stiftsgebiet an Preußen und Zeitz wurde Sitz eines preußischen Landkreises.
Zeit der Industrialisierung
Schon in der Zeit der Bischöfe waren in Zeitz mehrere Wassermühlen in Betrieb, die Hanfmühle und die Blankenmühle am Rothebach deren Gebäudereste man heute noch finden kann, die Ober- und Mittelmühle und später die Untermühle am gegrabenen Mühlgraben von der Elster zur Elster, die immer wieder modernisiert wurden und noch bis in die 1990er Jahre arbeiteten. 1843 wurde die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen und 1855 die Zeitzer Eisengießerei und Maschinenfabrik AG (ZEMAG) gegründet, die sich mit Braunkohleveredlungsverfahren und dem Bau von dafür benötigten Tellertrocknern, Brikettpressen und Verladeanlagen befasste, denn um die Stadt Zeitz herum befand sich ein Gürtel von unzähligen Braunkohlengruben im Untertage- und im Tagebaubetrieb, die die Rohkohle förderten und als Brennstoff aufbereiteten. Von 1946 bis 1953 wurde der Betrieb als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) unter sowjetischer Direktion zur Erfüllung von Reparationsleistungen geführt. Ab 1954 als VEB ZEMAG Zeitz begann eine starke Entwicklung, die in der Folge auch zur Produktion von Röhrentrocknern, Seilbaggern und Raupendrehkranen führte. 1858 wurde die Zuckerfabrik Zeitz erbaut, um in einem modernen Verfahren aus Zuckerrüben Weißzucker zu produzieren. 1859 erhielt Zeitz Anschluss an die Eisenbahn von Weißenfels nach Gera, 1872 nach Altenburg, 1873 nach Leipzig und schließlich 1879 nach Camburg. Weitere Gießereien wie die Eisen- und Stahlgießerei Oswald Kunsch in Zeitz-Rasberg (1896) und die Eisengießerei Hoffmann wurden gegründet. 1889 wurde die Brikettfabrik Herrmannschacht gegründet, die bis 1959 arbeitete und heute noch als Industriedenkmal erhalten ist und durch einen Verein gepflegt wird. Sie ist zugleich die älteste erhaltene Brikettfabrik der Welt.
Im Jahre 1900 gründete der Zeitungsverleger Reinhold Jubelt die Zeitzer Neuesten Nachrichten, Zeitung für Zeitz und Umgegend. Ab 1904 begann in Zeitz der zügige Ausbau einer Elektroenergieversorgung auf der Basis eines zunächst 220/440 Volt-Dreileiter-Gleichstromnetzes, welches eine Modernisierung der Antriebe in Industrie und Handwerk sowie viele Unternehmensneugründungen zur Folge hatte. So auch die Firma Hubertus Raab Maschinen- und Motorenbau, die damals mit in der ersten Reihe der Maschinen- und Motorenbaufirmen Deutschlands stand. Die Zeitzer Klavierindustrie mit zeitweise 30 verschiedenen Fabriken hatte einen großen Bekanntheitsgrad in Deutschland. Friedrich Hölling wurde auch als "Altmeister der deutschen Pianoforte-Industrie genannt. Die bekanntesten waren Hoelling & Spangenberg, Albert Fahr, F. Geissler, Schmidt & Suppe, Oscar Gerbstädt, Morenz & Schemelli, E.Rübner & Co., C.Steudel, Liebig, Krietzsch und Hupfer & Comp. Pianomechaniken. Dazu kamen von den Unternehmen A. Kummer, Gustav Dinger & Söhne und Pfeiffer & Bartsch. Daneben wurden bei den Unternehmen K.u.k. Hoflieferant Albert Fahr,Gustav Köhler und Schneider & Heysel Tonmöbel, bei dem Unternehmen Fa.Pucklitzsch Kunstmöbel, beim Unternehmen Homberg Intarsien- und Kleinmöbel und bei Fa.Clingestein Furniere für die Klaviere und Möbel hergestellt.
Auch die Zeitzer Holzwaren- und Kinderwagenindustrie wurde über die Stadt hinaus bekannt. Bedeutend war in der Zeit der Bildung dieses Industriezweiges der Stellmachermeister Ernst Albert Naether, der das Unternehmen E. A. Naether gründete. Weitere Unternehmen dieses Industriezweiges in Zeitz waren Opel & Kühne, Haesselbarth & Storm,Thuringia, Saxonia (Eduard Pfeiffer), Feiner, Germania, Gärtner und Wünsch & Pretzsch (Phönix). Die Räderfertigung erfolgte durch das Unternehmen Scharre. Nach 1945 wurde nach Alliiertenrecht das Unternehmen Naether enteignet und durch Beschluss der damaligen Regierungsstellen der DDR die VVB Kinderfahrzeuge aus den Unternehmen Naether, Opel, Saxonia (Eduard Pfeiffer) und Feiner gebildet. Aus dieser ging in der weiteren Entwicklung der VEB ZEKIWA hervor, der ein bedeutender Exportbetrieb in Zeitz wurde.
Die große Nachfrage nach Batterien zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde von der Batterieelementefabrik Uhrbach & Reinhold und von der Batterie- und Rückstrahlerfabrik Etzold & Baeßler gestillt. Kesselbau wurde von dem Unternehmen Dampfkesselbau Schumann betrieben, das Unternehmen Göcker stellte Werkzeugmaschinen her. Lederwarenfabrikation betrieben die Unternehmen Scholle und Moll.
Metallwaren stellte die Metallwarenfabrik Bescherer her, die mit ihrer Dampfmaschine auch eine Standseilbahn am Wendischen Berg in Zeitz antrieb. Diese Drahtseilbahn transportierte ab 1877 mit den zwei gegenläufigen Wagen die Fuhrwerke und Personen den Berg mit einer Steigung von 9,6 % hinauf in die Oberstadt oder hinunter in die Unterstadt. Sie war zu ihrer Zeit eine Sensation in Deutschland, Konstruktion und Bau der ersten Standseilbahn Deutschlands wurden von dem Zeitzer Baumeister Tretrop ausgeführt. 1960 wurde nach einer Explosion im Schornstein des Kesselhauses die gesamte Anlage demontiert.
Lebensmittelbetriebe waren die Unternehmen Max Emmerling (Herstellung von Nährzwieback und Nudelteigwaren), W.R.Clingestein (Essig- u. Spritfabrik) und Fröhlich & Co. (Konservierung von Gemüse und Herstellung von Essigessenz). Aus einer Vielzahl von Bierbrauereien ging die Brauerei Oettler als größte und modernste Brauerei hervor, die auch der Konkurrenz der Köstritzer Schwarzbierbrauerei und der Riebeck-Brauerei aus Leipzig im Kampf um den Zeitzer Biermarkt standhielt. Limonaden wurden in den Unternehmen Nägler und Büchner hergestellt. Süßwaren- und Schokoladenherstellung betrieben die Betriebe Oehler und Oehmig & Weidlich. Das Unternehmen Oehler wurde nach 1952 in VEB Zetti übergeführt und erreichte einen großen Bekanntheitsgrad in Europa. Das Unternehmen Thieme stellte Seifen her. Nach 1952 Oehmig&Weidlich und Thieme in VEB Zitza umbenannt, wurde der Betrieb mit Haartönungsprodukten im Ostblock bekannt. Farben und Lacke wurden von dem Unternehmen Hugo Lenssen produziert. Dessen Erzeugnisse fanden unter anderem als Anstriche der deutschen Luftschiffe Verwendung, aus diesem Grunde gab es mehrfach Zwischenlandungen eines Graf-Zeppelin-Luftschiffes auf dem Feld an der Wilhelmshöhe.
Das wahrscheinlich älteste Unternehmen in Zeitz ist die Stoff- und Kattundruckerei Scheube & Brehme, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familien war und bis 1972 privat und nach der Verstaatlichung durch die DDR als VEB Wäscheunion bis 1990 produzierte. Wäschedrucke in modernen Druckverfahren waren ein Exportartikel besonders in das westliche Ausland.
In den drei Filmtheatern Capitol, Metropol und Zentralhalle konnte die Zeitzer Bevölkerung seit Beginn des 20. Jahrhunderts die neuesten Kinofilme sehen. Bis 1990 existierte noch die Zentralhalle und das Capitol bis 1996. In der Zeit von 1954 bis 1990 wurde die Zentralhalle nach erfolgter Renovierung „Theater der Freundschaft“ genannt, wohl aus der Tatsache heraus, dass dieses Kino von 1945 bis 1947 Offiziers-und Kulturclub der sowjetischen Besatzungsarmee war und dann an die Stadt Zeitz in allerdings ruiniertem Zustand zurückgegeben wurde.
Eine wesentliche Zäsur im Alltag der Bevölkerung bedeutete der Erste Weltkrieg, während dem in zahlreichen Vergnügungsetablissements, etwa der Wilhelmshöhe Lazarette eingerichtet wurden.
1933–1945
Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurden 1934/35 im Gewandhaus, in dem die Gestapo ihren Sitz hatte, politische Gegner aus den Arbeiterorganisationen sowie unliebsame Kritiker des Regimes interniert und misshandelt. In den Jahren 1937/38 wurde im Nordosten von Zeitz vom BRABAG-Konzern ein Hydrierwerk zur Herstellung von Treibstoffen in Vorbereitung des von der NS-Regierung geplanten Weltkrieges gebaut. Während der NS-Diktatur wurde in Rehmsdorf und Gleina (beide bei Zeitz) das Außenlager Wille eingerichtet, das dem Konzentrationslager Buchenwald unterstellt war. Von dort wurden allein in den vier Hydrieranlagen der Brabag von Ende Mai bis Oktober 1944 nahezu 10.000 KZ-Häftlinge eingesetzt, um die Zerstörungen der alliierten Bombenangriffe zu beseitigen und so die Produktion wieder anzufahren. Die meisten von ihnen waren ungarische Juden, unter ihnen Imre Kertész, der im Brabag-Werk in Tröglitz arbeitete. Zivile Ingenieure der Unternehmen, die so genannten „Werksbeauftragten“, koordinierten die Arbeit der Häftlinge am Ort. Eine Produktion konnte aber kaum noch durchgeführt werden, da diese kriegswichtige Produktion durch immer wieder neue Bombenangriffe der alliierten Bomberverbände unterbunden wurde. Der Literaturnobelpreisträger Imre Kertész selbst schildert seine damaligen Erfahrungen in seinem autobiographischen Werk „Roman eines Schicksallosen“.
Bei den Bombenangriffen auf das Hydrierwerk durften die eingesetzten KZ-Häftlinge die Schutzanlagen (Bunker) nicht betreten (die Schutzanlagen waren nur den zivilen Beschäftigten und den Wachmannschaften vorbehalten), was immer wieder zahllose Opfer unter den Häftlingen forderte. Die Angriffe der Bomberverbände trafen viele Häuser in der Stadt Zeitz durch Bombenfehlabwürfe, wenn die Nebelschwaden der Nebelbatterien zur Tarnung des Hydrierwerkes durch den fehlenden Wind die Stadt Zeitz verhüllten und diese dadurch ebenfalls zum Ziel der Bomben machten. In der Stadt Zeitz, in den Orten Alt-Tröglitz, Rehmsdorf, Torna, Göbitz und Könderitz waren hohe Sachschäden und viele Todesopfer die Folge. Durch die beherzte Tat von sechs Soldaten, darunter die Kommunisten Heinz Gröning und Gerhard Engler, die Nachrichtenleitungen zur Flakbatterie zerstörten, konnte ein frontaler Panzerangriff auf die Stadt verhindert werden.
1945–1990
Mit der Befreiung der Stadt vom Nationalsozialismus durch die US Army im April 1945 wurde der amtierende Oberbürgermeister Hugo Ludwig Rath von der Besatzungsmacht durch den Verleger Arthur Jubelt als kommissarischen Oberbürgermeister ersetzt. Dieser wurde im Juli 1945 nach der Übergabe der Stadt an die Rote Armee des Amtes enthoben und Ende 1945 in eines der Speziallager eingeliefert, wo er umkam.
1950 wurde die seit 1901 kreisfreie Stadt Zeitz in den Kreis Zeitz eingegliedert, der ab 1952 dem neu gegründeten Bezirk Halle angehörte. Bis 1989/90 bildete die Stadt einen industriellen Mittelpunkt. Ab Mitte der 1950er Jahre entstanden in der Stadt zahlreiche Neubaugebiete, wie der Stadtteil Völkerfreundschaft. Im Jahr 1965 begann die Erschließung des Wohnbaugebietes Zeitz-Ost, der erste Stadtteil mit Fernheizung aus einem zentralen Heizwerk.
Parallel zu der verordneten Baupolitik der Staatsführung der DDR verfiel die Zeitzer Altstadt zunehmend in einem nicht mehr denkmalpflegerisch zu vertretenden Maß. Ein Prozess, der seit den frühen 1970er Jahren bis 1990 seinen Höhepunkt mit Flächenabbrüchen erreichte. Mittelalterlich geprägte Straßen wie der Brühl, die Rothe- und Scharrenstraße, das „Wochenbett“ zwischen Brühl und Steinstraße, die Domherrenstraße und die Besenstraße wurden fast vollständig ihrer historischen Bausubstanz beraubt und sind heute nur noch als Fragment erhalten und stellen einen massiven städtebaulichen Missstand dar.
Am 18. August 1976 verbrannte sich der evangelische Pfarrer Oskar Brüsewitz aus Protest gegen das politische System der DDR und die Politik der evangelischen Kirche in der DDR zur Staatsführung öffentlich vor der Michaeliskirche. Sein Freitod führte zu einem Umdenken der Kirchenführung, in einem Hirtenbrief wurden danach neue kritische Standpunkte der evangelischen Kirche gegenüber der DDR-Staatsführung in allen Gemeinden verlesen. Zum Gedenken an Oskar Brüsewitz steht vor der Michaeliskirche seit 1990 eine Gedenksäule.
Zeit ab 1990
Die Deindustrialisierung nach der Wiedervereinigung überstanden von den hier genannten Unternehmen lediglich die Zeitzer Zuckerfabrik, die von Südzucker übernommen wurde, sowie die Zeitzer Schokoladenmanufaktur Zetti (übernommen von Goldeck GmbH Leipzig) und die ZEMAG GmbH, die noch bis März 2004 produzierte. Nach jahrelangem Leerstand der Hallen übernahm die Zeitzer Guss GmbH, ein Tochterunternehmen von Silbitz Guss GmbH, die Betriebsstätte. Durch diesen Strukturwandel kam es ab 1990 zu einem massiven Beschäftigungsverlust. Die Stadt verlor mehr als ein Viertel ihrer Einwohner. Die Sozialstruktur ist in Zeitz immer noch von hoher Arbeitslosigkeit geprägt.
Kreisreform; Umgestaltung der Domfreiheit
1994 wurde der Kreis Zeitz Teil des neuen Burgenlandkreises, wodurch die ortsansässige Kreisverwaltung aufgelöst wurde. 1996 entstand auf dem Gebiet des historischen Stadtteils Domfreiheit, der von Flächenabbrüchen der Jahre 1972 bis 1988 geprägt war, das „Brühl-Center“ mit Kino und verschiedenen, inzwischen nicht mehr vorhandenen Verkaufseinrichtungen. Im Jahr 2011 wurde das „Brühl-Center“ von der WBG Zeitz bei einer Zwangsversteigerung erworben, die für den Wiederbetrieb des zwischenzeitlich geschlossenen Kinos mit vier Sälen ab 13. Dezember 2012 sorgte.
Pakt für Arbeit Zeitz und Zeitzer Michael
Gegen das Negativ-Image der hohen Arbeitslosigkeit gründete sich am 10. Dezember 1996 die regionale Beschäftigungs-Initiative Pakt für Arbeit Zeitz. Diesem Bündnis aus Kommunalpolitik, Gewerkschaft und Arbeitgebern gelang es 1997, in ein Förderprogramm der Europäischen Union zu gelangen - die damit verbundene, über mehrere Jahre verteilte finanzielle Unterstützung betrug 200.000 ECU. Die damalige EU-Kommissarin für Regionalpolitik Monika Wulf-Mathies und der Präsident der EU-Kommission Jacques Santer besuchten daraufhin die Stadt Zeitz.
Auf Initiative des langjährigen Oberbürgermeisters von Zeitz, Dieter Kmietczyk, entstand aus diesem Pakt und in Zusammenarbeit mit dem späteren Landrat des Burgenlandkreises, Harri Reiche, der bis jetzt (2014) bestehende, alljährliche regionale Existenzgründer-Wettbewerb Zeitzer Michael. Darauf wurde bald auch die Landesregierung Sachsen-Anhalts in Magdeburg aufmerksam. Die Schirmherrschaft des Wettbewerbs hatten die Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer und Reiner Haseloff, die auch zur Preisverleihung - zehn Mal moderiert von Holger Zürch - in das Schloss Moritzburg kamen.
Im Januar 2014 zog Michael Gottschlich, langjähriger Koordinator des Pakt für Arbeit Zeitz und seit 1998 Organisator des Existenzgründer-Wettbewerbs Zeitzer Michael, folgendes Fazit: „Das Spektrum der Bewerber geht vom produzierenden Bereich über klassische Handwerksbetriebe bis zum Dienstleister, vom Sport- und Kulturanbieter bis zum Winzer. Wichtig sind uns natürlich auch die geschaffenen Arbeitsplätze. So gibt es unter den Bewerberinnen und Bewerbern klassische 1-Frau / -Mann-Betriebe bis zu 30 Beschäftigte und Auszubildende im Unternehmen. Der Einladung zur Festveranstaltung folgten neben zahlreichen Ministern und Staatssekretären sogar dreimal der Ministerpräsident unseres Bundeslandes. Dies unterstreicht die enorme Bedeutung dieser Veranstaltung. Der Zeitzer Michael ist zu einer Institution in und um Zeitz geworden.“ Am 30. Januar 2014 wurde der Zeitzer Michael zum sechzehnten Mal verliehen.
Landesgartenschau 2004
Die Stadt Zeitz war 2004 Ausrichter der 1. Landesgartenschau Sachsen-Anhalts. Deshalb wurde die gesamte Anlage und der Schlosspark um die Moritzburg neu gestaltet und die einstige ehemalige herzogliche Orangerie in der Schlossstraße saniert und rekonstruiert. Industrieruinen wie die ehemalige Brauerei Oettler und der ehemalige Zeitzer Betriebsteil des VEB Wäscheunion Mittweida (vormals Scheube & Brehme) sowie Wohngebäude innerhalb des Landesgartenschau-Areals wurden abgerissen. Das Gelände wird heute als Schlosspark Moritzburg für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Weitere Zeitzer Sehenswürdigkeiten, die im Vorfeld der Landesgartenschau saniert wurden, sind das Albrechtsche Palais von 1782/83, das Badehaus, die Ölmühle sowie das barocke Gerberhaus Nikolaistraße 6, das zugleich letzter baulicher Zeuge des einstigen Altstadtviertels Klein-Venedig am Mühlgraben ist.
Einwohnerrückgang und die Folgen
Aufgrund der weiter sinkenden Einwohnerzahl werden im Stadtumbau Ost Wohnblöcke, die in Plattenbaumontage im Stadtteil Zeitz-Ost errichtet wurden, aber auch Gebäude aus gründerzeitlichen Stadtvierteln verstärkt abgerissen.
Trotz zahlreicher Sanierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen im Altstadtbereich nach 1990 ist das Gesamtbild der Zeitzer Altstadt weiterhin von stadtbildprägenden Abrissflächen und Ruinen gekennzeichnet, die sich vor allem im Übergang zwischen Unter- und Oberstadt befinden. In ihrer Bausubstanz stark beeinträchtigte oder gefährdete Altstadtviertel sind der Brühl, die Rothe- und Scharrenstraße, die Rahnestraße mit ihren Häusern aus mehreren Jahrhunderten, aber auch die Kalkstraße und der Nikolaiplatz. Von Leerstand und Verfall sind auch gründerzeitliche Straßenviertel wie die Freiligrathstraße und Schützenstraße geprägt. Der durch Verfall und unsachgemäße Eingriffe in die Denkmalsubstanz seit Jahren stark gefährdete Barockbau Nikolaiplatz 9, ein Gebäude mittelalterlichen Ursprungs mit Kreuzgratgewölbe, das in der Zeit des Zeitzer Herzogtums um 1680 sein heutiges Aussehen erhielt, beherbergte im 19. Jahrhundert das Zeitzer Inquisitoriat, im 20. Jahrhundert das Café Weitze beziehungsweise HOG Café Brühl und stellt zugleich die städtebauliche Eingangssituation für die Auffahrt zur Zeitzer Oberstadt dar.
Ein historisches Gebäude der Altstadt Zeitz, das zwar denkmalpflegerisch umsorgt wird, aber in seiner umfassenden Sanierung und Rekonstruktion noch nicht fertig gestellt wurde, ist der aufwändige Renaissancebau Rahnestraße 16 (im Volksmund „Baenschhaus“), der einer dendrochronologischen Untersuchung zufolge um 1565 entstand und derzeit nur als notgesichert vor weiterem Verfall gilt.
Luther-Nachfahren
Weil in dieser Region besonders viele Nachfahren Martin Luthers lebten und noch leben, ist Zeitz seit 2001 Stammsitz der Lutheriden-Vereinigung, weswegen sich der Ort seit dem auf seinem Ortsschild als Stadt der Luthernachkommen bezeichnet.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 2009 wurden die vormals eigenständigen Gemeinden Döbris (Neu-Pirkau), Geußnitz, Kayna, Nonnewitz und Würchwitz eingemeindet. Am 1. Januar 2010 folgten Theißen und Luckenau.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
1831 bis 1939
1831 – 9.769
1875 – 16.480
1880 – 18.265
1885 – 19.797
1890 – 21.680
1925 – 34.590
1933 – 35.604
1939 – 36.229
1946 bis 2000
1946 – 39.581
1950 – 46.762
1960 – 45.142
1981 – 44.031
1984 – 43.454
1995 – 36.195
1997 – 34.560
2000 – 32.227
2001 bis 2011
2001 – 31.296
2002 – 30.717
2003 – 30.090
2006 – 28.117
2007 – 27.444
2008 – 26.869
2009 – 25.904
2011 – 31.021
Politik
Stadtrat
Im Ergebnis der Kommunalwahlen vom 7. Juni 2009 setzt sich der Stadtrat von Zeitz wie folgt zusammen:
Stadtrat 2009
Freie Demokratische Partei (FDP) - 20,24 % - 8 Sitze
Christlich Demokratische Union (CDU) - 18,36 % - 7 Sitze
Freie Wähler Zeitz (FWZ) - 14,48 % - 6 Sitze
Die Linke - 11,96 % - 5 Sitze
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) - 10,44 % - 4 Sitze
Zeitzer Demokratische Initiative (ZDI) - 4,83 % - 2 Sitze
Zeitzer für Zeitzer (ZfZ) - 4,08 % - 2 Sitze
Bündnis 90/Die Grünen (GRÜNE) - 3,56 % - 2 Sitze
WIR – Unabhängige - 3,11 % - 1 Sitz
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) - 3,0 % - 1 Sitz
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) - 1,73 % - 1 Sitz
Freiwillige Feuerwehr (FFW) - 1 Sitz
Dabei haben sich folgende Fraktionen gebildet: FDP/ZDI, CDU, FWZ/FFW, Die Linke, FZW, Bündnis 90/Die Grünen und WIR/KPD. Die Stadträtin der NPD ist fraktionslos.
Die Wahlbeteiligung betrug 35,9 %.
Oberbürgermeister
Oberbürgermeister der Stadt Zeitz ist seit 1. Mai 2009 der Kommunalpolitiker Volkmar Kunze (FDP) - er setzte sich in der Stichwahl gegen Dieter Kmietczyk durch. Die vorzeitige Neuwahl war in Zeitz notwendig geworden, weil der vorige Oberbürgermeister Ulf Altmann (CDU) nach vier Monaten Amtszeit zum 1. November 2008 seinen Rücktritt erklärt hatte.
Zuvor war Dieter Kmietczyk 18 Jahre lang der Oberbürgermeister der Stadt Zeitz - die Bürger wählten ihn zwischen 1990 und 2008 für drei Amtszeiten zu ihrem Stadtoberhaupt.
Wappen und Flagge
Blasonierung: „In Blau den Erzengel Michael in silberner Rüstung auf dem Drachen stehend; mit der Rechten schwingt er das Schwert, mit der Linken hält er einen silbernen Schild, darin ein rotes Kreuz, rechts neben ihm schwebt ein Schild, darin in rot schräg gekreuzt ein mit der Spitze abwärts gelegtes Schwert und ein mit dem Bart abwärts gekehrter silberner Schlüssel.“ ]
Als Flagge führt die Stadt Zeitz die Farben Grün (RAL 6024), Silber (Weiß) (RAL 9016) und Rot (RAL 3020).
Städtepartnerschaften
Detmold (Nordrhein-Westfalen, Deutschland)
Tosu 鳥栖 (Saga-ken, Japan)
Darchan (Mongolei)
Kaliningrad (Russland)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Zeitz hatte ein eigenes Stadttheater, das in der Nachwendezeit abgerissen wurde. Das Capitol in der Judenstraße war jahrzehntelang ein großes Kino. Daneben gab es noch zwei weitere Kinos, das Metropol und die Centralhalle, die von 1947 bis 1955 der sowjetischen Garnison Zeitz als Offiziersclub diente und dann als Theater der Freundschaft nach Sanierung wieder als Kino genutzt wurde. Jetzt befindet sich im Capitol ein von der Stadt betriebenes Schauspielhaus. Hier finden Theateraufführungen, Live-Konzerte, Lesungen oder Kabarettabende statt. Weiterhin finden in der Kulturvilla Kolorit diverse Kulturveranstaltungen, darunter auch Theateraufführungen statt.
2004 wurde das Theater Kürbiskern im Franziskanerkloster gegründet. Es zeigt Theaterstücke in kleiner Besetzung für Erwachsene und Kinder.
Museen
Schloss Moritzburg
Das Schlossmuseum Moritzburg befindet sich im ehemaligen Residenzschloss der Herzöge von Sachsen-Zeitz. Zum Kern der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung gehören die Bereiche Möbel von Renaissance bis zum Biedermeier und Zeitz in der Zeit der Bischöfe. Das Deutsche Kinderwagenmuseum ist ebenfalls im Schloss Moritzburg untergebracht und besitzt die wohl größte Kinderwagenausstellung Europas. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Kinderwagenbaus in Zeitz eröffnete 1996 das Museum eine neu gestaltete Dauerausstellung mit 380 Kinder-, Sport- und Puppenwagen.
Im Kunst- und Museumspädagogischen Zentrum Johannes Lebek finden Interessierte neben Ausstellungen auch eine Druckwerkstatt mit der Vorführung historischer Drucktechniken. Zudem besteht die Möglichkeit, sich die Grundlagen einiger Drucktechniken in einem Kursangebot anzueignen.
Bauwerke
Schloss Moritzburg ist die frühbarocke Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz. Die Befestigungsanlagen des Vorgängerbaus, einer mittelalterlichen Bischofsburg, sind größtenteils erhalten. Schloss und Schlosspark gehören zum Projekt Gartenträume Sachsen-Anhalt
Im Zeitzer Dom ruht Georgius Agricola, der Vater der Mineralogie und bekannter Wissenschaftler, dessen Hauptwerk sich mit der Metallkunde befasst. Der Bau selbst ist frühromanischen Ursprungs (11. Jahrhundert). Vom ottonischen Vorgängerbau haben sich die Säulen der Krypta und weitere Reste im Kreuzgangbereich erhalten.
In der Oberstadt befindet sich das spätgotische Alte Rathaus von 1509 mit Erweiterungsbau und Turm von 1909. Dort ist ebenfalls die romanisch-gotische Michaeliskirche aus der Zeit zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert zu finden, die vermutlich die Dorfkirche der heutige nicht mehr existierenden Siedlung Bosenrode war.
Im Untergrund der Altstadt befindet sich in sechs bis zwölf Metern Tiefe ein ausgedehntes und in weiten Teilen für Touristen zugängliches mittelalterliches Gangsystem ähnlich den Geraer Höhlern, das durch den Verein „Unterirdisches Zeitz e. V.“ erforscht, gesichert, saniert und betreut wird. Ursprünglich als Bierkeller genutzt, wurde es im Zweiten Weltkrieg für den Luftschutz beträchtlich erweitert. Attraktionen sind hier, neben verschiedenen ausgestellten Funden, Gänge, die teils mehrfach über- und untereinander verlaufen, unterirdische Brunnen, früher teils zum Gondeln genutzte wasserführende Stollen und eine Veranstaltungstonne. Das Zeitzer Gangsystem ist noch längst nicht vollständig erkundet und gibt bei innerstädtischen Bauarbeiten immer wieder neue Geheimnisse preis.
Am Südrand der Altstadt gelegen befindet sich das ehemalige etwa zur Mitte des 13. Jahrhunderts angelegte Kloster der Franziskaner mit einem noch weitgehend mittelalterlichen Baubestand. Die Gebäude werden seit einigen Jahren restauriert und wieder instand gesetzt. Die Instandsetzungsarbeiten werden dabei von den Bauhistorikern Yngve Jan Holland und Andreas Potthoff bauhistorisch betreut.
Die Auebrücke wurde 1887 errichtet und 2003 saniert sowie verbreitert, wobei sich an die historische Vorlage gehalten wurde.
Bildung
Die Museumsbibliothek „Ernst Ortlepp“ umfasst etwa 30.000 Bände aus sechs Jahrhunderten. Zu den bedeutendsten Werken gehört die Meißnische Land- und Bergchronik des Petrus Albinus, richtigerweise Peter Weiß, welche 1589 in Dresden gedruckt wurde. Diese Chronik stellt eine wichtige Quelle zum Leben Georgius Agricola dar. Weiterhin befinden sich seltene Drucke und bedeutende Handschriften des Dichters Ernst Ortlepp im Bestand.
Die Lutheriden-Bibliothek ist eine Sammlung von etwa 300 Werken, die der Stadtbibliothek „Martin Luther“ von den Luthernachkommen übergeben wurde. Die Sammlung, welche seit 1998 in Zeitz verwahrt wird, enthält unter anderem wertvolle Schriften, Münzen, Graphiken, Fotos, Urkunden, Periodika und Archivmaterial, darunter teils einmalige Bücher.
In Zeitz existieren das Geschwister-Scholl-Gymnasium, zwei Sekundarschulen, eine berufsbildende Schule, zwei Förderschulen, acht Grundschulen, wobei sich eine in Trägerschaft der evangelische Kirche befindet, sowie der Sitz der Volkshochschule des Burgenlandkreises, die den Namen Dr. Wilhelm Harnisch trägt.
Gedenkstätten
- Mahnmal aus dem Jahre 1950 auf dem Altmarkt (zu DDR-Zeiten Friedensplatz) für die Opfer des Faschismus, gestaltet von dem Bildhauer Robert Propf
- Gedenktafel am Gewandhaus auf dem Altmarkt zur Erinnerung an die 250 NS-Gegner, die in der Gestapozentrale misshandelt wurden
- Gedenktafel an seinem Wohnhaus in der Leipziger Straße (zu DDR-Zeiten Dr.-Flörsheim-Straße) zur Erinnerung an den sozialdemokratischen Arzt und Widerstandskämpfer Gustav Flörsheim, der von den Nazis ermordet wurde. Auch an der Schule, die zu DDR-Zeiten seinen Namen trug, an der Hauptstraße, wurde 1975 eine Gedenktafel angebracht
- Gedenkstein an der ehemaligen Paul-Wegmann-Schule am Steinsgraben zur Erinnerung an den Mitarbeiter von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, den Redakteur und Jugendpfleger Paul Wegmann, der 1945 im KZ Bergen-Belsen ums Leben kam. Auch am früheren Gebäude des Rates des Kreises am Platz der Einheit erinnert an ihn eine Tafel
- Gedenktafel vor dem Kindergarten des Zeitzer Kinderwagenwerkes in der Geschwister-Scholl-Straße zur Erinnerung an den Berliner Kommunisten Willi Graumüller, der 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet wurde
- Sowjetischer Ehrenfriedhof an der Gleinaer Straße für 38 Rotarmisten sowie 85 Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
- Ehrenhain an der Schule in der Altenburger Straße (zu DDR-Zeiten Hans-Beimler-Schule) zur Erinnerung an den kommunistischen Spanienkämpfer Hans Beimler.
- Gedenksäule vor der Michaeliskirche, gewidmet dem Pfarrer Oskar Brüsewitz, der sich am 18. August 1976 aus Protest gegen den SED-Staat und die Haltung der Kirche gegenüber der Politik in der DDR durch Selbstverbrennung das Leben nahm.
Sport
Der Fußballverein 1. FC Zeitz stand 1963 in der DDR unter der Bezeichnung BSG Chemie Zeitz im Finale des FDGB-Pokals. Heute spielt der Verein in der Landesklasse.
Bekannte Zeitzer Fußballspieler, die in der DDR-Nationalmannschaft spielten, waren Manfred Kaiser (in den 1950er Jahren) und Bernd Bauchspieß (in den 1960er Jahren). Der bekannteste Fußballer der Stadt ist Jörg Böhme, der beim FC Schalke 04 zum Nationalspieler wurde und mit der Deutschen Fußballnationalmannschaft 2002 Vizeweltmeister wurde.
Des Weiteren ist Zeitz Heimat von vielen Vereinen und bietet ein vielfältiges Breitensportangebot. Neben Tennisanlagen, verschiedenen Sportstadien und Schwimmmöglichkeiten gibt es Turn- und Fitnesseinrichtungen sowie Reit- und Schießanlagen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Bekannt ist die Stadt für die Schokoladenfabrik Zetti (unter anderem „Knusperflocken“ und „Bambina“) und die Kinderwagen des Herstellers Zekiwa, die heute nicht mehr in Zeitz produziert werden.
Die Zuckerverarbeitung der Südzucker AG, die 1993 anstelle der seit 1858 bestehenden Zuckerfabrik Zeitz neu gebaut wurde, zählt zu den modernsten Zuckerverarbeitungsanlagen Europas. Die Kraft- und Wärmeerzeugung in diesem Unternehmen erfolgt auf der Basis einer Rohbraunkohlenfeuerung in einem modernen Wirbelschicht-Dampferzeuger. Die Rohbraunkohle wird aus den nahe gelegenen Tagebauen der MIBRAG angeliefert.
Die Südzucker Bioethanol GmbH hat im April 2005 am Standort Zeitz die größte Bioethanolanlage Europas in Betrieb genommen. Jährlich werden dort aus 700.000 Tonnen Weizen 260.000 Kubikmeter Bioethanol produziert. Darüber hinaus werden rund 260.000 Tonnen des Eiweißfuttermittels DDGS produziert, das vorwiegend an die Mischfutterindustrie abgesetzt wird. Zusätzlich werden jährlich rund 30.000 Megawattstunden Strom in das öffentliche Netz eingespeist.
In fünf Kilometern Entfernung ist der Chemie- und Industriepark Zeitz angesiedelt, der sich allerdings in der Gemeinde Elsteraue befindet.
Gesundheitswesen
Das Georgius-Agricola Klinikum Zeitz gehört zur Klinikum Burgenlandkreis GmbH (mit dem Landkreis als Träger), die auch das Saale-Unstrut Klinikum Naumburg betreibt. Das alte Gebäude des Klinikums in der Altstadt wurde zu einem Ärztehaus umgebaut. Der Neubau befindet sich am Stadtrand nahe der B 180 Richtung Altenburg.
Verkehr
Zeitz liegt am Kreuzungspunkt der Bundesstraßen B 2 (Leipzig–Gera) mit den Bundesstraßen B 91 (Zeitz−Weißenfels) und B 180 (Naumburg−Altenburg). Weitere Straßen verbinden Zeitz mit Droyßig, Crossen, Breitenbach, Tröglitz und Könderitz. Über die B 2 besteht Anschluss an die A 4 bei Gera und über die Bundesstraßen 91 und 180 an die A 9 bei Weißenfels und Naumburg. Zwischen 2006 und 2009 wurde eine Ortsumgehung gebaut.
Der Bahnhof Zeitz liegt an den Bahnstrecken Leipzig–Gera–Saalfeld, Weißenfels–Zeitz, Zeitz–Altenburg (Reisezugbedienung eingestellt) und Zeitz–Camburg (stillgelegt). Die Erfurter Bahn fährt stündlich nach Leipzig und nach Saalfeld, die Strecke nach Weißenfels wird an Werktagen außer samstags stündlich von der Burgenlandbahn bedient, an Wochenenden und Feiertagen zweistündlich.
Mehrere Landeslinien verkehren von/nach Zeitz. Den örtlichen Busverkehr sowie den Stadtverkehr betreibt die Personenverkehrsgesellschaft Burgenlandkreis.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Würdigung der Stadt Zeitz. Es erlischt mit dem Tode. Die Stadt hat bisher die folgenden Personen damit ausgezeichnet:
- Otto Baensch (1825–1898), Wasserbauer, leitete die Mainkanalisierung von Frankfurt bis Mainz sowie den Bau des Nord-Ostsee-Kanals von 1887 bis zur Fertigstellung 1895[23]
- Theodor Arnold (1852–1931), von 1888 bis 1918 Bürgermeister und Oberbürgermeister von Zeitz
- Richard Dietrich (1885–1963), Former, Junggewerkschafter und Sozialdemokrat aus Leipzig, ab 1945 Stadtrat für Volksbildung, einer der maßgeblichen Initiatoren der Errichtung des OdF-Denkmals auf dem Friedensplatz, 1950 Ehrenbürger
- Arthur Jubelt (1894–1947), Verleger und kommissarischer Oberbürgermeister der Stadt 1945
- Peter Merseburger (* 1928 in Zeitz), Journalist, Autor und Auslandskorrespondent, langjähriger Leiter von Panorama (Magazin)
Söhne und Töchter der Stadt
- David Herlitz (1557–1636), Mathematiker, Mediziner, Historiker und Dichter
- Hieronymus Kromayer (1610–um 1670), lutherischer Theologe
- Christian August von Sachsen-Zeitz (1666–1725), Erzbischof von Gran
- Johann Wilhelm Grötzsch (1688–1752), evangelisch-lutherischer Theologe und Kirchenliederdichter
- Johann Christian Feige (genannt der Ältere; 1689–1751), Bildhauer und Bildschnitzer
- Johann Christian Gruber, alias Irisander, (1698–1768), Advocat, Historiker und Chronist des Bistums Naumburg-Zeitz
- Anna Magdalena Bach (1701–1760), zweite Frau des Komponisten Johann Sebastian Bach
- Johann Christian Schubart, Edler von Kleefeld (1734–1787), Landwirt und Agrarreformer
- Ernst Albert Naether (1825–1894), Begründer der Kinderwagenindustrie
- Friedrich Anton Schneider (1831–1890), Zoologe
- Gustav Deckwitz (1837–1921), deutscher Politiker (SPD)
- Paul Werner (1848–1927), Politiker
- Clemens Denhardt (1852–1929), Afrikaforscher
- Hans Dietrich von Holleuffer (1855–1902), Reichstagsabgeordneter und Regierungspräsident
- Karl Pallas (1860–1933), Archidiakon, Theologe, Volkskundler und Heimatforscher
- Reinhold Jubelt, genannt der Ältere (1863–1934), Zeitungsverleger und Buchdruckereibesitzer, Gründer und Herausgeber der Zeitzer Neuesten Nachrichten (ZNN), Begründer des Geschichts- und Altertumsvereins für Zeitz und Umgegend, Wegbereiter des Zeitzer Heimatmuseums
- Friedrich Michael Schiele (1867–1913), evangelischer Theologe
- Kurt Floericke (1869–1934), Naturwissenschaftler, Naturfreund und Verfasser zahlreicher populärwissenschaftlicher Darstellungen
- Gustav Ickler (1870–1918), Reichstagsabgeordneter
- Theodor Albin Findeisen (1881–1936), Kontrabassist und Pädagoge
- Ewald André Dupont (1891–1956), Filmregisseur und Drehbuchautor
- Gerhard Degenkolb (1892–1954), Schlüsselfigur der Rüstungsindustrie des Großdeutschen Reiches
- Arthur Jubelt (1894–1947), Verleger, Heimatforscher und kommissarischer Oberbürgermeister der Stadt
- Horst Dreßler-Andreß (1899–1979), Präsident der Reichsrundfunkkammer
- Walter Tyrolf (1901–1971), Jurist, Richter am NS-Sondergericht Hamburg
- Johannes Lebek (1901–1985), Holzschneider, Grafiker und Buchillustrator
- Heinrich Troeger (1901–1975), Jurist, Finanzfachmann und SPD-Politiker
- Ernst Kreuder (1903–1972), Schriftsteller
- Wilhelm Kreuder (1904–1974), Maler und Kunstpädagoge
- Ewald Riebschläger (1904–1993), Wasserspringer (Europameister 1927 und 1931)
- Karl Walther (1905–1981), Maler
- Gotthard Handrick (1908–1978), Olympiasieger und Jagdflieger
- Werner Gerhardt (1912–1932), wurde als erster Blutzeuge der NS-Bewegung im Gau Halle-Merseburg verehrt
- Gerhard Lenssen (1912–1992), Dirigent
- Fritz Gödicke (1919–2009), Trainer der Fußballnationalmannschaft der DDR
- Heinz Joerk (* 1919), Fußballtrainer
- Horst Wende (1919–1996), Orchesterleiter, Arrangeur und Akkordeonist
- Heinz-Günther Lehmann (1923–2006), Schwimmer und Europameister
- Günter Wöhe (1924–2007), Ökonom
- Otfried Wagenbreth (* 1927), Geologe und Montanhistoriker
- Peter Merseburger (* 1928), Journalist und Autor
- Joachim Knappe (1929–1994), Schriftsteller
- Manfred Kaiser (* 1929), Fußballspieler und Trainer
- Rudolf Drößler (* 1934), Sachbuchautor und Wissenschaftsjournalist, von 1991 bis 1997 Stadtschreiber und Stadtchronist
- Monika Peitsch (* 1936), Schauspielerin
- Hartwig Henze (* 1938), von 1986 bis 2003 Richter am Bundesgerichtshof
- Bernd Bauchspieß (* 1939), Fußballspieler
- Hans Zierold (* 1938), Schwimmer, Olympia-Finalteilnehmer 1956 und 1960
- Ulrike Piechota (* 1942), Schriftstellerin und Kirchenmusikerin
- Rolf-Dietrich Ratzmann (1944–1992), Maler und Grafiker
- Tissy Bruns (1951–2013), Journalistin
- Margit Weihnert (* 1953), deutsche Politikerin (SPD)
- Konrad Schellbach (* 1953), Landtagsabgeordneter (CDU)
- Manfred Grund (* 1955), deutscher Politiker (CDU)
- Günter Heinz (* 1957), Mathematiker, Komponist und Musiker
- Jens Koeppen (* 1962), deutscher Politiker (CDU)
- Britt Beyer (* 1968), Regisseurin
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Georgius Agricola (1494–1555), Vater der Mineralogie, wurde auf Veranlassung seines Freundes Julius von Pflug im Zeitzer Dom beerdigt.
- Julius von Pflug (1499–1564), letzter katholischer Bischof der Diözese Naumburg (Saale), starb in Zeitz
- Maximilian Mörlin (1516–1584), evangelischer Theologe und Reformator
- Johann Habermann (1516–1590), lutherischer Theologe, Erbauungsschriftsteller und Hebraist
- Heinrich Schütz (1585–1672), Komponist
- Hans Georg von Schleinitz (1599–1666), Verwaltungsbeamter und Gelegenheitsdichter, starb in Zeitz
- Johann Sebastian Mitternacht (1613–1679), Theologe, Rhetoriker, Pädagoge, Dramatiker und Barockdichter, starb in Zeitz
- David Pohle (1624–1695), Komponist
- Veit Ludwig von Seckendorff (1626–1692), Gelehrter und Staatsmann, ab 1664 in Zeitz als Kanzler des Herzogs Moritz (Sachsen-Zeitz) tätig
- Johann Christian Ernesti (1695–1769), Theologe, Pfarrer in Zeitz
- Johann Samuel Agner (1701–1769), Pfarrer und Schriftsteller, ab 1750 in Zeitz tätig
- Friedrich Immanuel Schwarz (1728–1786), Theologe und Pädagoge, war 1770 bis 1778 Superintendent in Zeitz
- Friedrich Senfft von Pilsach (1741–1822), königlich-sächsischer Generalmajor, starb in Zeitz nach seiner Pensionierung
- Karl Ludwig Nitzsch (1751–1831), Theologe
- Gottfried Fähse (1764–1831), klassischer Philologe und Pädagoge, besuchte in Zeitz das Gymnasium
- Friedrich Delbrück (1768–1839), Theologe und Erzieher der preußischen Könige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I., wirkte ab 1817 als Superintendent in Zeitz und starb hier
- Waldemar Scheithauer (1864–1942), Industrieller bei der Waldauer Braunkohlen-Industrie AG in Zeitz
- Heinrich Acker (* 1896–1954), Landrat in Zeitz
- Max Sidow (1897–1955), Schriftsteller, lebte in Zeitz
- Rudolf Agricola (1900–1985), Wirtschaftswissenschaftler, von 1926 bis 1933 Diplom-Handelslehrer und SPD-Stadtverordneter
- Oskar Brüsewitz, (1929–1976), Pfarrer, nahm sich 1976 aus Protest gegen die SED-geführte Regierung und die Haltung der Kirche gegenüber der Politik in der DDR durch Selbstverbrennung das Leben
- Joachim Begrich, (1900–1945), Alttestamentler, Theologe
Sonstiges
Der Käselieb war ein sagenhafter Zeitzer Fuhrmann. Als Sühne für seine im heidnischen Glauben beharrende Tochter soll er die Steine zum Bau des Doms unentgeltlich transportiert haben. Ihn stellt eine kaum 30 cm hohe Sandsteinfigur am Zeitzer Dom dar.
Die Literaturangaben und Einzelnachweise finden Sie in der Quelle auf Wikipedia.